Was wäre unsere Medienlandschaft ohne all die kleinen Zeitungen, ungewöhnlichen Magazine und abseitigen Nischenprodukte? Was wäre die Meinungsfreiheit wert, wenn Minderheiten nicht mehr die Möglichkeiten hätten, sich selbst öffentlich und möglichst professionell darzustellen? Na klar, es würde nicht nur das Salz in der Suppe fehlen, sondern wir hätten bald auch einen ziemlich faden Einheitsbrei. So sehen es zumindest die kleinen Verlage selbst. Es muss also auch weiter kleine Zeitungen geben!
Seit nun 17 Jahren ist eine dieser kleinen Zeitungen, die „Islamische Zeitung“, am Markt. Und das ist gut so. Sie gibt uns Muslimen die Möglichkeit, unsere Sicht der Dinge zu erklären. Statt Vorurteile und Verkürzungen gibt es in der „Islamischen Zeitung“ den Raum, die Zusammenhänge aufzuzeigen und zumindest anzudeuten, warum eigentlich Millionen von Muslimen im Islam ihre geistige Heimat finden. Es braucht daher ein eigenes Medium. Wer hätte sonst auch so klar formuliert, dass der Islam auch ökonomische Lösungen anbietet, die Lehre nichts mit Selbstmordattentätern zu tun haben will und dass es auch deutsche Muslime gibt?
Bei über drei Millionen Muslimen im Lande sollte also auch eine islamische Zeitung weiter ihre Daseinsberechtigung haben. Aber, man mache sich andererseits keine Illusionen, es ist heute noch schwieriger geworden für die Kleinen zu überleben. Wir als „Islamische Zeitung“ legen zudem auf unsere absolute redaktionelle Unabhängigkeit von Dritten wert, wir nehmen deswegen auch gelassen hin, dass der „organisierte“ oder „politische“ Islam bisher (interessanterweise) kein Interesse an dem wirtschaftlichen Schicksal einer unabhängigen Zeitung für alle Muslime in Deutschland zeigt.
Natürlich bleibt so für die „Islamische Zeitung“ das ökonomische Problem bestehen. Man kann sich als Nischenprodukt betriebswirtschaftlich aufstellen wie man will, der Berg der Rechnungen wird immer nur größer. Leider. Auch der komplizierte Vertrieb kann Kummer machen. Der Verkauf an den Kiosken ist teuer und leider ein Zuschussgeschäft. Gute Mitarbeiter im Vertrieb kosten viel Geld. Im Internet gibt es heute die „billige“ Konkurrenz hunderter News-Seiten von Profis und Amateuren und – eine regelmäßig erscheinende Abo-Zeitung benötigt eben Abonnenten und davon gibt es immer zu wenige.
Also ein guter Moment, zunächst den Abonnenten zu danken, die uns auch mit kleinen Geldbeuteln die Treue halten. Ohne sie, unsere AbonnentInnen gäbe es keine 200. Ausgabe und ohne einige mehr, unter uns gesagt, wird es auch die 300. Ausgabe bei allem Gottvertrauen wohl eher nicht geben. Wir müssen weiter daran arbeiten, die Zeitung eines Tages als Stiftung oder als Genossenschaft zukunftsfähig zu machen.
Aber, das sind die Sorgen von morgen. Heute freuen wir uns, dass es die Islamische Zeitung als ein unabhängiges Sprachrohr der Muslime in Deutschland überhaupt gibt. Morgen geht die Ausgabe 200 zum Drucker. Wir bemühen uns jedenfalls , trotz einiger dunklen Wolken am Horizont der „kleinen“ Zeitungsmacher, weiter ein Qualitätsprodukt auszuliefern. Also eine Zeitung, die lieber differenziert als polemisiert, auf Grundlagen wert legt, den Unterschied zwischen Ideologie und Lebenspraxis begreift und so nicht über jedes Stöckchen zwischen den Polen der Moderne und der Tradition springt.
Ein offenes Medienprojekt eben, mit dem alle diejenigen gut leben können, die die Offenbarung fasziniert, unser Prophet begeistert und mit der Vielfalt der Muslime ganz gut leben können. Gerne ärgern wir auch jeden Monat die Kritiker weiter, die sich viel lieber ein dumpfes Bild der Muslime, die sie sich als religiöse Fanatiker und Ideologen vorstellen, wünschen. Auch dem bekannten Sport, unliebsame Andersdenkende mit der Markierung „Islamismus“ aus dem Rennen zu werfen, werden wir als Redaktion mit all unseren intellektuellen Mitteln weiter entgegentreten.
Kurzum die „Islamische Zeitung“ ist heute längst Teil der deutschen Kulturlandschaft, gerade auch Dank der vielen Abonnenten, die gar keine Muslime sind.