Wir haben uns bereits an die kontinuierliche Produktion von großen Glaubensfragen im Internetzeitalter gewöhnt. Ob wir beispielsweise an die Klimakatastrophe glauben oder nicht, hat auch damit zu tun, welchem der uns hierzu angebotenen ungeheuren Datenströme wir uns anzuschließen gedenken. Die Konferenz in Cancun liefert neue Datensätze. Nicht wenige feiern nun diese „Erfolge“ gegen die Klimaerwärmung als Hoffnungsschimmer im Dunkel der Finanzkrise. Die mobilisierende oder auch – wie man's eben nimmt – de-mobilisierende Wirkung der „Erfolge“ von Cancun fasst die BILD-Online noch leicht zweifelnd, aber auch gewohnt einfach, für uns in einer Frage zusammen: „Haben sie heute die Welt gerettet?“
Für die einen ist die Klimakatastrophe da,s Argument für die absolute Notwendigkeit von „UN, Weltbank, Weltstaat, Weltreligionen“ auf die wir uns alle, die wir den Fortschritt anbeten, einfach zubewegen müssen. Das ist die alte Metaphysik; nur ohne Gott. Dazu brauchen wir Euro und Weltgeld, um Gewicht und Macht in den (angeblichen) neuen Entscheidungsgremien des Weltstaates zu haben. Für die Anderen, wie zum Beispiel den Autor des „Kapitalismus Komplott“ Oliver Janich, ist die Katastrophe selbst schon eine Inszenierung dutzender Lobbygruppen der „Globalisten“. Natürlich sind „Eurokritiker“ oder „Freigeldler“ aus Sicht der Weltstaatler nur dümmliche Romantiker und törichte Bremser, die die Zeichen der Zeichen eben nicht verstanden haben.
Wie auch immer: Der Gipfel bewegt natürlich schlussendlich nur „menschenmögliches“. Im Kleingedruckten findet sich eine nüchterne Formulierung der Macher der Konferenz: „Rechtlich verbindliches wird erst auf dem nächsten Technokratengipfel beschlossen werden.“ Auffallend wird dabei die Mutter aller Katastrophen – die Finanzkrise – nur am Rande von den Beschlüssen tangiert. Die Lösungsansätze gehen paradoxerweise einher mit der Schaffung weiterer Riesenmengen neuen Kapitals, die das von uns zerstörte „Klima“ – und damit perspektivisch uns – retten sollen. Es werden also einige neue Bäumchen für das Drucken immer größerer Mengen Dollars und Euros geopfert werden.
Mit Hilfe der „good old“ Weltbank soll immerhin ein Grüner Klimafonds etabliert werden, um arme Länder bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Allein dafür sehen es die Länder nach dem Entwurf als nötig an, dass bis 2020 jährlich rund 100 Milliarden Dollar Klimahilfsgeld zusammenkommt.
Heute lese ich noch eine andere, etwas beschaulichere Meldung zur „Globalisierung“ und die nicht zu unterschätzenden Folgen für die deutsche Leitkultur. Immer weniger Deutsche interessieren sich für Brieftauben!
Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter verliere jedes Jahr bis zu drei Prozent seiner Mitgliedern, beklagte Präsident Horst Metzle. Ihm schwant folgendes: „Vielleicht passt das Brieftaubenzüchten nicht mehr in das moderne Gesellschaftsbild.“ Aktuell habe der Verband nur noch rund 47.000 Mitglieder – nur etwa 3.300 von ihnen seien jünger als 18 Jahre. Das Durchschnittsalter liege zwischen 55 und 60 Jahren, sagte Menzel anlässlich der weltgrößten Brieftaubenausstellung, die am Samstag in Dortmund begonnen hatte. Grund für den Mitgliederschwund seien die immer schlechteren Haltungsbedingungen für Tauben, sagte Menzel. Es fehlt an neuem Raum für die alte Leitkultur. Immer weniger Menschen hätten Gärten, wo sie den Käfig aufstellen können. „Gerade im Ruhrgebiet, wo traditionell die meisten deutschen Brieftaubenzüchter wohnen, sind durch den Wegfall der alten Zechensiedlungen auch die Haltungsmöglichkeiten für Brieftauben weggefallen.“ Bei der Schau in Dortmund werden mehr als 2.000 Tauben präsentiert.
Die Brieftaubenkultur wird aber in der globalen Welt nicht untergehen. Besonders viele Besucher wurden aus China erwartet. „In China boomt das Brieftaubenwesen. Der Verband ist jetzt schon der größte der Welt mit 300.000 Mitgliedern und wächst immer weiter“, sagte Menzel.