„Ich meine: Die Verursacher der jüngsten Entwicklungen sitzen nicht in den Konzernzentralen der Banken, sondern in den Regierungen und Notenbanken dieser Welt. Der eigentliche Grund für die gegenwärtige Finanzkrise ist die ungezügelte Geldvermehrung.“ (MdB Frank Schäffler)
In einem Land, in dem es soviel Geld gibt, ist es eigentlich ein naheliegendes Thema, das Wesen des Geldes zu diskutieren. Aber für viele Jahre war dieses Schlüsselthema modernen Wirtschaftens entweder ein Tabu oder bestenfalls eine wenig beachtete obskure Randdisiziplin in den Wirtschaftswissenschaften. In diesen Tagen ändert sich die Interessenlage dramatisch. Praktisch jeder Bürger realisiert das eigentliche Grundphänomen und Grundproblem des modernen Wirtschaftens; wir handeln und bezahlen mit leicht reproduzierbarem Papiergeld.
Die amerikanische und europäische Geldpolitik lehrt uns schmerzhaft, dass die Papiergeldmenge, die im Umlauf ist, praktisch keine Grenzen mehr kennt und immer wieder neue gefährliche Blasen bildet. Nur mit steigenden Geldmengen können die bankrotten Banken künstlich am Leben gehalten werden. Nur mit steigenden Geldmengen lässt sich der religiös anmutende Traum ewigen, bequemen Wachstums überhaupt einfach so weiter träumen.
Die parteiübergreifende Frage ist also klar: Was tun wir gegen die Blasenwirtschaft? Es ist in einer freien Gesellschaft beinahe logisch, dass nun endlich die staatlichen Geldmonopole hinterfragt werden. In der FAZ vom 12.6.2009 fragen Thorsten Polleit, Michael von Prollius und der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler ( …einmal ein Grund FDP zu wählen) so unverblümt wie jenseits ideologischer Verblendung: Was wäre, wenn Geld ein privates Gut wäre, das sich im Wettbewerb bewähren müsste wie andere Waren?
Diese Forderung nach freiem Geldverkehr und freier Geldwahl hat im Islam übrigens eine lange Tradition. Schon der Rechtsgelehrte Imam Malik postulierte das Gebot echter ökonomischer Freiheit, nämlich, dass Geld jede Ware sei, die von den Menschen als Zahlungsmittel akzeptiert werde. Der Koran verbietet bekannterweise die Zinsnahme, akzeptiert – abgesehen von der Zakatpflicht – das private Eigentum und erlaubt den freien Handel, der natürlich mehr ist, als die heute übliche monopolisierte Distribution.
Die FAZ-Autoren stoßen so dankenswerterweise in den Kern der Debatte (die seit 15 Jahren von dieser Zeitung begleitet wird) und den die Parteipolitik, von links bis rechts, bis heute nicht sehen will. Es sind nicht die gierigen Manager, die wir moralisch beurteilen müssen, wohl aber das Geld selbst. Unser Geld. Halten wir fest: Geld selbst kann gut oder schlecht sein! Das Benutzen schlechten Geldes ist im Islam, so bei der Zahlung der Zakat, daher schlicht verboten.
Die heutigen Zentralbanken – so erklären die Autoren ihre inzwischen gut bekannte Sensation – haben in der zinsgetriebenen Schuldenwirtschaft jedes Maß verloren. Die Fakten sind klar. Sogar die Geldmenge im Euroraum stieg innerhalb von 10 Jahren von 4,4 Billionen Euro auf 9,5 Billionen. Vom lawinengefährdeten Geldberg Amerikas wollen wir hier lieber ganz schweigen. Wer aufgeklärt ist und einigermaßen vernünftig denkt, kann dies nicht mit Argumenten rechtfertigen. Kein G20 Land und kein Politiker der westlichen Welt fordert aber etwa ein Ende der künstlichen Geldschöpfung. Eine Frage für einen anderen Tag wäre die folgende: Warum existiert die scheinbare Schicksalsgemeinschaft Geldschöpfung und moderne Politik unbefragt und als „Opium fürs Volk“ über alle Krisen hinweg?
Die FAZ-Autoren begnügen sich nicht etwa mit der romantischen Forderung nach der Wiedereinführung des Goldstandards, sie fordern nichts Anderes als die „Privatisierung des Geldes“, also die freie Produktion guten Geldes. Recht haben sie natürlich – warum muss es in einem freien Land überhaupt „Zwangsgeld“ sein? Warum lassen wir nicht den freien Markt, also uns BürgerInnen entscheiden, welchem Geld wir vertrauen? Wer in den Dollar glaubt, darf ihn doch gerne behalten!
Diese Forderung ist nicht nur logisch, sie ist auch mehr als ein „Augen zu und durch“, eben eine echte Reaktion auf eine echte Krise. Den Autoren ist zuzustimmen, dass vermutlich viele Menschen in Gold handeln würden, sie müssen es aber andererseits nicht. Wichtig wäre nur, dass die Bundesregierung den Handel mit echten Gold- und Silbermünzen auch von der Mehrwertsteuer befreit. Den Rest erledigt ein eingesperrter Tiger, der berühmte freie Markt.