„Weil die Abläufe in der globalen Finanzwelt so kompliziert sind, hat das immer noch einen Schlagschatten von Unvermittelbarkeit und ist nicht mal auf der Titelseite einer Tageszeitung umfassend darstellbar. Man brauchte drei Seiten. Also landen die Geschichten hinten im Wirtschaftsteil. Dabei sind sie 100-mal wichtiger als die Abschaffung des blöden Transrapid.“ (Tom Twyker, Stern Interview)
Das berühmte Wort vom „Fass ohne Boden“ scheint für den Finanzbedarf bankrotter Banken die passende Beschreibung. Allein die deutsche Hypo Real Estate hat schon 103 Mrd. Euro vom deutschen Staat bekommen. In die Bank floß zweimal mehr als in das letzte Konjunkturprogramm. Gesund ist sie immer noch nicht. Diese Summen werden damit in eine Bank gepumpt, deren Börsenwert bei gerade einmal 280 Millionen Euro liegt. „Wert“ meint hier also etwas theoretisches, denn dieser ist nur noch vorhanden, weil Staatshilfe fließt.
Der neue SPIEGEL versucht die Finanzkrise an den Machenschaften „böser Banker“ festzumachen. (Inzwischen erscheint der SPIEGEL nicht nur, wenn es um den Islam geht, sondern auch beim Thema Banken in Schwarz.) Auf vielen bunten Seiten erscheint auch der neue Wirtschaftsminister, der schon mangels Berufserfahrung nur eine Art „Pressesprecher“ der bundesdeutschen Insolvenzverwaltung werden dürfte. Im Bundestag versicherte der smarte CSU-Politiker, trotz unbezahlbarer neuer Schuldenberge, „es gebe keine Systemkrise“. Gleichzeitig kalauert zu Guttenberg in der BILD, im Herbst werde wirtschaftlich alles wieder gut. Das ist natürlich ein politisches Märchen.
Ein anspruchsvoller Film von Tom Tykwer, „The International“, behauptet das Gegenteil über unsere ökonomische Realität. Clive Owen als Interpol-Agent Louis Salinger spürt den illegalen Machenschaften einer Luxemburger Großbank nach und stört dabei titanische Geschäfte international operierender Banken. Der Agent erkennt den amoralischen Kern des internationalen Bankengeschäftes: die Verschuldung. Verschuldung symbolisiert das Ende persönlicher und politischer Freiheit. Salinger musss in der Schlußszene – im Hintergrund die blaue Moschee in Istanbul – erkennen, dass die technische Struktur des Finanzsystems jeden – ob er will oder nicht – integriert.
Wer eine Lösung will, muss also den Tatsachen ins Auge schauen. Es ist eine Systemkrise. Vernüftig denkende Analysten entwerfen heute das nächste logische Szenario: eine Hyperinflation. Die USA wird allein für dieses Jahr ein Staatsdefizit von mindestens 3000 Milliarden Euro haben. Diese Summen kann man nicht mehr auf dem Geldmarkt ausleihen. Es bleibt nur, viel neues Geld zu drucken.