Dass sich was tut im Umgang mit den Muslimen in Deutschland, zeigt sich gerade auch am Id-Fest. Auf dem Weg in „meine türkische Moschee“ fällt mir gleich der Unterschied auf, das Chaos auf dem Parkplatz ist zu Ende, die Halteverbote vor der Moschee werden eingehalten und drei freundliche Polizeibeamte grüßen die zum Gebet eilende Menge. Vor dem Gebet erklärt der Baskan das neue Verkehrskonzept. Ich bin wohl, mangels ausreichender Türkischkenntnisse, auch diesmal noch falsch gefahren. Neben den neuen Verkehrsregeln ist auch der Oberbürgermeister zum Gebet erschienen, nach einer kurzen Ansprache nach dem Gebet, schüttelt er hunderte, von der Arbeit in Deutschland rauh gewordene Hände. Die Moschee und ihre Besucher, an den Rand eines Gewerbegebietes abgeschoben, erfahren so immerhin durch das Stadtoberhaupt eine kleine lokale Anerkennung.
Auch der Bundesinnenminister hat sich zum Fest etwas einfallen lassen. Es gibt nun eine staatliche Webseite über die Islamkonferenz. Immerhin kann man nun – aus der Sicht des Innenministeriums – politisch korrekte Informationen aus erster Hand erhalten. Die Islamkonferenz bemüht sich nach wie vor um die ordentliche Formierung eines politischen Islam, genauer politisch-korrekten Islam. Die politische Denk- und Stoßrichtung ist dabei bei Ministerium, ganz wie bei den teilnehmenden Verbänden, eher von „oben“ nach „unten“ geraten. Das Gespräch wird an engen Zügeln gehalten. Ironischerweise fehlen bei den Berliner Runden unabhängige Geister, Gelehrte, unbequeme Frauen und VertreterInnen ziviler NGO´s gleichermaßen.
Die Konferenz folgt einer geschickten Regie. Der Philosoph Gadamer hat die innere Motivation des politischen Wirkens in der Gesellschaft in dem Streben nach Anerkennung gesehen. Diese Aussicht auf Anerkennung hat die Verbände eine bittere Pille schlucken lassen. Denn sie müssen, vor dem Erreichen des in Nebel gehüllten Gipfels, einen steinigen und dialektischen Weg mit ihren eigenen Gegnern gehen. Dabei ist das bedrohliche Prinzip des Aufstiegs klar, wer heute noch „liberal“ ist, könnte morgen, wenn er nicht vorsichtig ist, schon wie ein „Fundi“ wirken. Dementsprechend sind die meisten Redebeiträge mit ziemlich vielen Worthülsen geschmückt.
Das Procedere zeigt den ganzen Unterschied zum Umgang mit den Christen im Lande. Kein christlicher Amtsträger würde mit seinen eigenen Gegnern oder Kirchenkritikern an einen Tisch sitzen und unter Staatsaufsicht das künftige Wesen des Christentums erkunden. Interessant ist auf der neuen IK-Seite übrigens der Stichwortbereich. Man erfährt, was eine „Hadith“ ist oder ein „Schaikh“ tut, aber nicht, was eigentlich aus amtlicher Sicht ein „Islamist“ ist, der als negativer Bezugspunkt laufend über der Konferenz schwebt. Der Begriff macht wohl noch Mühe, er ist zwar in der Wirkung ein effektiver sozialer Verbannungsbegriff, aber gleichzeitig erschreckend vage und unbestimmt gehalten. Ich hätte gerne geprüft, ob denn heute auch ein Herr Rumi oder ein Herr Ibn al Arabi unter diese Kategorie fallen würde.