„Dieses Gesetz wurde im Hinterzimmer in einer Runde von Banklobbyisten ausgeklüngelt. Und jetzt verlangt die Bundesregierung vom Parlament einen Blankoscheck über Kapitalhilfen in Höhe von 100 Milliarden Euro – ohne jegliche demokratische Kontrolle, welche Banken das Geld zu welchen Bedingungen erhalten und wer die Kosten trägt. Das Parlament soll seine Macht an Finanzminister Peer Steinbrück abtreten und ihn zum König des Banksystems krönen“ (Stephan Schilling, Attac-Koordinierungskreis)
Es ist geschafft – ist es? Die Entscheidung der Regierung, das Bankensystem mit neuen Geldströmen zu retten, hat auch in Deutschland alle Parteien merkwürdig geräuschlos vereint. Dennoch wird wohl auf Jahre jeder Montag durch die „Stoßseufzer“ und „Gebete“ der Börsianer geprägt werden. Sicher sind weder Renten noch Gespartes – sicher ist nur eine voranschreitende Geldentwertung. Die meisten Politiker – umstellt von tausenden Lobbyisten aus dem Finanzbereich – verstehen das ökonomische System so wenig wie die BürgerInnen, die sie vertreten.
Das ökonomische Grundrätsel bleibt aber bestehen: Wie können solche ungeheure Geldmassen aus dem „Nichts“ geschaffen werden? Das Prinzip ist einfach: Die Zentralbanken schaffen immer neue gigantische Geldsummen, die Banken multiplizieren diese – und eine Heerschar Schuldner trägt an dem ausufernden Schuldenberg. Inflation ist dabei eine de facto Steuererhebung, die aber für Politiker interessant ist, da sie ja indirekt erfolgt und etwas angenehmer wie die Etablierung neuer Steuern wirkt. Noch ist der EURO eine „Bank“ – aber wer kann die nächsten Stufen voraussehen? Die projezierte Geldmenge und die realen Gegenwerte sind noch lange nicht in Balance.
Neu zur Disposition steht das Verhältnis von Stadt und Land. Unser funktionierendes Geldsystem erlaubt uns Landwirtschaft als eine exotische Kunst zu betrachten, der lokale Markt wurde von internationalen Supermarktketten verdrängt – die Notwendigkeit, eigene Lebensmittel zu produzieren wird aber heute wieder realer. Wir Muslime sollten schleunigst darüber nachdenken, ob eigene Kooperativen und Genossenschaften nicht zur Versorgung mit Halal-Produkten beitragen können. Ein Mangel an Lebensmitteln in Europa ist durchaus eine reale Gefahr.
Interessant ist, ob sich in der Krise Juden, Christen und Muslime nicht nur an gemeinsame Grundlagen, sondern auch auch an das ursprüngliche Verbot der „Zinsnahme“ erinnern. Die religiöse Einsicht, dass es in der Schöpfung kein ewiges Wachstum geben kann, hat auch ein politisches Gewicht. Der Zusammenhang zwischen Titanismus und der endlosen Geldvermehrung ist evident. Wer die Schöpfung bewahren will, muss die Geldmenge begrenzen und wieder an reale Werte knüpfen. Auch Islamische Banken basieren auf ungerechte Transaktionen mit inflationärem Geld.