Die Inkarnation des Bösen wird von heldenhaften Soldaten aus seinem Karnickelbau gezogen. Saddam sieht am Ende nicht nur wie Karl Marx aus, er hat auch in den letzten Tagen zu Hause nicht aufgeräumt. Ein Schurke eben, der gewohnt war, dass Diener sauber machen und Staatsoberhäupter zu Besuch kamen. Über Jahre wurde da freundlich angeklopft. Es ist Weihnachtszeit in Amerika und der Kreis des Diktators schließt sich: er endet in den Händen derjenigen, die ihn einst stark gemacht haben. „Grüße aus Washington“ sollen die Soldaten am Ende der Mission bestellt haben. Man kannte sich eben in der Region. Dazwischen liegt die traurige Bilanz eines kalten Diktators, der auch hunderttausende Muslime auf dem Gewissen hat. Als arabischer Hoffnungsträger hatte Saddam Hussein der fremden Idee eines antiquierten Nationalismusses gedient. Der moderne Irak war ideologisch eine eher traurige Mischgeburt: ein bisschen Ideologie, ein wenig Rassismus, ein wenig islamische Folklore und vor allem als begehrtes Regulativ der globale Märkte: Unmengen schwarzen Goldes. Man musste also geistig schon stark verwirrt sein, um vom kühlen Charme des Politgangsters bis zum bitteren Ende überzeugt und unterhalten zu sein. Man mag die Umstände beklagen, aber wahr ist auch, Saddam musste einfach irgendwann von der Weltbühne gejagt werden. Die Geschichte nimmt dabei nicht auf Gefühle Rücksicht und sucht sich kalt ihre Vollstrecker und Helfer. Ansonsten war der Aufstieg und das Ende des Diktators vor allem auch eine geschickte Medieninszenierung. Manchmal von ihm selbst, manchmal von anderen betrieben. Saddam auf dem Gebetsteppich, Saddam mit Kanone, Saddam mit Rumsfeld, Saddam im Erdloch – Inszenierung und Wirklichkeit waren bei der Darstellung des Bösewichtes immer miteinander verwoben. Wer konnte sagen, was Fiktion und Realität war. Stattdessen die Herrschaft, die Flut der Bilder, die ja ganz zeitgemäß eher unscharf und verschwommen waren. Interessanter war zumeist zu fragen, was man nicht sieht. Die Saddam-Show geht nun weiter. Auch als Gefangener ist Saddam noch zu Diensten, nun eben als Exempel der morgenländischen Rechtsstaatlichkeit. Die geschundenen Iraker dürfen ihn sogar selbst erledigen. That is great. „Good bye Saddam“, wird es wohl auch bald auf Kinoplakaten heißen. Erzählt wird die romantische Mär des Kampfes der Guten gegen die Bösen. Ein Kassenschlager.