„Die Zentralbanken wollen die Zahlungs- und Konjunkturprobleme, die sie durch die ungedeckte Papiergeldausgabe selbst verursacht haben, mit der Ausgabe von immer neuem Geld lösen. Das wird so weit getrieben, bis die vermeintliche Problemlösung – das Geldmengenvermehren – selbst zum zentralen Problem wird: der offen zu Tage tretenden Geldentwertung“ (Thorsten Polleit, Fonds Online vom 27.9.)
Wie die Zeiten sich ändern: Noch vor Jahren war die Islamische Zeitung mit der Frage nach der Legitimität einer „Geldschöpfung aus dem Nichts“ ein ziemlich einsamer Rufer in der deutschen Medienlandschaft. Seit Gründung gehörte für uns die islamische Lehre und ihre dezidierte Antwort auf unsere aktuellen ökonomischen Fragen, zu den spannendsten der möglichen Debatten rund um die Rolle der Muslime in dieser Zeit.
Erst langsam erinnern sich Muslime heute, dass sie – neben dem bekannten kategorischen Zinsverbot – auch über weitere Quellen und somit über eine eigenständige ökonomische Lehre verfügen. Heute ist die wirtschaftliche Fundamentalfrage nach dem „Wesen des Geldes“ in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Viele besorgte Bürger fragen sich derzeit: Darf man einfach immer mehr ungedecktes Geld drucken und ist es nicht sehr naiv zu glauben, dies bliebe zudem völlig folgenlos?
Auch die Vertreter des muslimischen Bankwesens bleiben in dieser Frage auffällig stumm. Das ist kein Zufall: Ist doch das Islamic Banking, wie die Geldpolitik aller muslimischen Länder heute belegt, ein integrierter Teil des internationalen Bankensystems. Inzwischen ist der Ruf nach einer Verankerung der Geldpolitik in rationale Überlegungen aber nicht mehr zu überhören. Der ehemalige Volkswirt und Berater der Deutschen Bank Thomas Mayer stellte in der „Wirtschaftswoche“ trocken fest: „Geldsystem wird Krise mit 50 Prozent Prozent nicht überleben.“ Aber auch auf höchster Ebene, zum Beispiel in der Person des Bundesbankchefs Jens Weidmann, regen sich ernste Zweifel. Auf einem Kolloquium erinnerte Weidmann an die frühe Sicht Johann Wolfgang von Goethes im Faust II auf die „wundersame Geldvermehrung“.
Der Bundesbanker klärte das staunende Publikum in Frankfurt über den potenziell gefährlichen Zusammenhang von Papiergeldschöpfung, Staatsfinanzierung und Inflation auf. Das „Handelsblatt“ titelte auf diesen Vortrag hin: „Die Frage nach unserer künftigen Geldordnung ist daher ab heute offiziell gestellt.“ So schließt sich der Kreis. Immerhin, das Problem ist endlich mit den Mitteln der Vernunft erkannt. Aber, was ist die Lösung?
Nach einem Bericht der „New York Sun“ soll sogar die Deutsche Bank in einem internen Bericht über die Wiedereinführung eines „Goldstandards“ spekulieren. Aus islamischer Sicht geht auch dies nicht weit genug: Für eine maßvolle Wirtschaft sind Leitwährungen nötig, die ihren Eigenwert vollständig selbst verkörpern. Seit Jahrhunderten ist dies unter normalen Umständen Gold.