„Imperien kommen und gehen. Sie fallen weniger durch eklatante Niederlagen in Kriegen, sondern im Gefolge von Übermut und Spekulation der ökonomischen Investoren. Ein System lebt über seine Verhältnisse und geht am Ende aus dem Leim. Eine nüchterne Diagnose des derzeitigen Gesundheitszustandes der US-Wirtschaft muss zu dem Schluss führen, dass das Land an einem Kreuzweg steht. (…) Niemand weiß, wie viele tausende Milliarden Dollar Investmentbanken, Unternehmen, und Konsumenten an Schulden angesammelt haben, und das nicht zuletzt im Ausland. (…) Nimmt man die wachsenden sozialen und wirtschaftlichen Spannungen durch immer größere Einkommensunterschiede und eine bevorstehende, tiefe Wirtschaftsrezession im Inneren hinzu, wird klar, dass die USA vor einer epochalen Krise stehen.“ ( Aus „Information“, Kopenhagen)
Wundersame Geldvermehrung – das ist nach wie vor die Lösung Amerikas auf die Finanzkrise. Heute kündigt der Finanzminister ein Modell des „Staatsfonds Resolution Trust Corp (RTC)“ an, der gleich alle Banken retten soll. In einer vom Staat organisierten Zweckgesellschaft könnten demnach riskante Papiere und „faule Kredite“ gebündelt werden, die den Unternehmen derzeit massive Probleme bereiten. Und so soll es gehen: die Zweckgesellschaft kauft einfach die riskanten Papiere und „faulen Kredite“ von den noch solventen Finanzinstitutionen. Nach der Erholung sollen die Kredite wieder „verkauft“ werden. Mit anderen Worten: der Staat wird selbst die Bank.
Logische Konsequenz des Modells; Gewinne werden weiter privatisiert, Verluste und Risiken tragen die amerikanischen Steuerzahler. Die Steuerzahler halten still, weil die Angst vor dem Finanzcrash größer ist als der Unmut über die extreme Ungerechtigkeit des Systems. Die Rolle der Politik ist es weltweit „überrascht zu tun“, als wäre die Krise nicht über Jahrzehnte und mit Duldung der internationalen Politik entstanden.
Gleichzeitig beginnen die lokalen Auswirkungen der Krise in ganz Europa spürbarer zu werden. Die von den USA ausgehende Finanzkrise könnte nach Einschätzung des Gründungspräsidenten der Osteuropabank, Jacques Attali, nach den Finanzkonzernen auch Gemeinden in den finanziellen Abgrund reißen. Ein Drittel der Schulden der französischen Gemeinden beispielsweise seien Subprime, sagte Attali, der ein Reformprogramm für Präsident Nicolas Sarkozy erarbeitet hat, laut «Le Figaro»). Das Beispiel Island zeige, dass selbst Staaten gefährdet seien.
Attali hatte schon vor Jahresfrist die Finanzkrise mit der Krise von 1929 verglichen. Beide Krisen liefen nach dem selben Mechanismus ab, bekräftigte er. «Man hat zugelassen, dass sich die Leute auf fiktive Werte verschulden.» Über die Kreditverknappung und die folgende Rezession würden am Ende alle betroffen. Wie 1929 sieht Attali mit der Krise drei Risiken verbunden: die Verbreitung von Verschwörungstheorien wie damals gegen die Juden, eine Kreditbereinigung über eine «große Inflation» sowie «militärische Spannungen, um die Bürger zu zwingen, mehr Sparpolitik und Steuern hinzunehmen». Die USA seien derzeit dieser militaristischen Versuchung ausgesetzt. Deshalb sei eine internationale demokratische Regulierung der Finanzmärkte nötig.