Die bekannte Autorin des Buches „Goethe und der Islam“ – Prof. Dr. Katharina Mommsen – hat auf unsere Einladung in Potsdam über „Goethe als Wegbereiter von Dialogen mit der islamischen Welt“ referiert. Das Publikum könnte dabei nicht bunter sein: junge Muslime, Goethe-GesellschafterInnen, Mann von der Börse. Dennoch alle begeistert. In ihrem faszinierenden Vortrag zeigte die in Amerika lebende Gelehrte die erstaunliche Aktualität und Brisanz des Verhältnisses Goethes zum Islam auf. Goethe, so Mommsen, habe sich wissensdurstig der islamischen Welt und ihrer Offenbarung genähert und sei ein Vorbild für den unbefangenen Umgang mit einer Weltreligion in schwieriger Zeit.
Frau Mommsen kritisierte den oft so überheblichen wie oberflächlichlichen Umgang mit der islamischen Welt und regte in ihrem Vortrag an junge Leute auch zum Lesen islamischer Texte und Überlieferungen aufzufordern. „Nur so“ mahnte Mommsen „können junge Leute verstehen, dass die westliche Zivilisation entscheidend vom Islam geprägt wurde“. Da hat Sie allerdings recht!
Mommsen erinnerte auch an vergessene Schlüsseltexte zum Verständnis der islamischen Welt aus westlicher Sicht, wie der Text über die Araber von Alexander von Humboldt in seinem „Kosmos“. In ihrem Vortrag ging Frau Mommsen – sichtlich bewegt – auf Schlüsselszenen des öst-westlichen Divan ein. Vorallem wenn Frau Mommsen in lupenreinem Deutsch aus dem Original zitierte wurde es wirklich still im Raum. Goethes Maxime und Weltanschauung sei, so Mommsen, von „Respekt vor dem Islam“ und dem Erkennen der „Einheit“, sowie von tiefem „Freisinn“ gekennzeichnet. Frau Mommsen blieb dabei nicht nur etwa akademisch. Auch das mußte aus Ihrer Sicht gesagt werden: Goethe habe auch den Freiheitswillen der kaukasischen Völker bewundert, die heute in ihrem alten Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit von der westlichen Welt im Stich gelassen werden.
Frau Mommsen ist nun beinahe 80 Jahre alt – aber dennoch jugendlich geblieben.