Heute lese ich auf Teleopolis einen schönen, melancholisch klingenden Satz: „Dass es wichtig und wünschenswert wäre, im Netz eine Kultur des freiwilligen Bezahlens zu etablieren und damit freie und unabhängige Berichterstattung zu sichern, daran kann eigentlich kein Zweifel bestehen.“
Ja, daran besteht kein Zweifel.
Die IZ-Redaktion zerbricht sich regelmäßig den Kopf, wie man Ideen und Ansprüche einer qualitativ anspruchsvollen islamischen Monatszeitung mit den harten Realitäten der Finanzierbarkeit in Einklang bringen kann. Gerade die Webseite der “Islamischen Zeitung” ist zwar sehr beliebt, bringt aber wenig Einkommen. Viele Ideen für bessere und kreativere Inhalte, technische Innovationen und mehr Internet-TV bleiben so leider auf der Strecke.
Was tun?
Neulich war ich in Hamburg eingeladen, um einem Kreis deutschsprechender Muslime über die Geschichte und die Grundidee der “Islamischen Zeitung” zu referieren. Diese kleinen Veranstaltungen und der regelmäßige Kontakt zum Leser oder Leserin sind natürlich wichtig. Es macht auch immer wieder Spaß zu sehen, welche extrem unterschiedlichen Leute sich eigentlich jeden Monat mit der IZ beschäftigen.
Wir setzen auch auf die aktive Mithilfe unserer LeserInnen – sei es bei der Produktion von Inhalten oder bei der Abo-Werbung. Vielleicht hat ja auch der eine oder andere Ideen, die wir mit unserem “Brett vor dem Kopf” nicht sehen können. Langfristig würden wir die “Islamische Zeitung” am Liebsten in eine Stiftung umwandeln.
Ob finanzierbar oder nicht, die Zeitung setzt auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf inhaltliche Kontinuität und bei manchem Thema wollen und können wir nicht “populistisch” sein – nur um ein paar Zeitungen mehr zu verkaufen oder Medienaufmerksamkeit zu erhaschen.
Inhaltlich ging und geht es uns darum zu erklären, warum der Islam faszinierend ist und bleibt. Das kleinste Problem der Zeitung ist es dabei, neue Inhalte zu finden. Der Islam ist ein Meer des Wissens und allein die Reflektion auf die fünf Säulen des Islam – siehe unsere Online-Grundlagenseite – kann natürlich Dutzende weitere Ausgaben füllen, inscha'Allah.
Vielleicht spürt auch der Leser, dass wir den berühmten Satz des Sokrates verinnerlichen, dass wir angesichts des Schatzes, den wir bergen wollen, wissen, dass wir nichts wissen. Eine gewisse kindliche Neugierde muss man sich dabei bewahren und bewahrt man sich auch gerne; besonders wenn man hin und wieder Muslime begegnet, die recht vorschnell den Eindruck vermitteln, dass sie bereits alles wissen und im schlimmsten Falle mit absoluter, ideologisch anmutender Gewissheit handeln, richten und urteilen.
Die Frage „Was ist der Islam?“ bleibt bei aller Bescheidenheit die Grundfrage, also eben nicht nur zu sagen, was der Islam nicht ist, sondern auch anzudeuten was der Islam ist. Wenn die „Islamische Zeitung“ zur Beantwortung dieser Frage auch nur ein wenig beiträgt, hat sich auch weiter ihre Daseinsberechtigung.
Man kann sich die Zeit, in der man lebt, nicht aussuchen. Zwei weitere Grundthemen der „Islamischen Zeitung“ werden uns auch in den nächsten Jahren wohl weiter beschäftigen: Was unterscheidet den Islam von modernen Ideologien und was ist die Antwort des Islams auf die fundamentale Finanzkrise dieser Zeit? Hier liegen wir schon seit Jahren mit unseren Beiträgen ja nicht ganz schlecht im Wind.
Jetzt fehlt uns also zum Weitermachen nur noch eine Kultur des „freiwilligen Bezahlens“, denn – leider mit Blick auf sich stapelnde Rechnungen – unsere Lieferanten sind noch nicht soweit, die Freiwilligkeit des Bezahlens zu akzeptieren.