Zeitlich unbegrenztes Wachstum lässt sich physikalisch auf keinen Fall aufrechterhalten“ (Jürgen Kremer, Mathematik-Professor)
Der Journalist Martin Prem hat im Münchner Merkur eine wichtige Debatte angestoßen. Prem stellt unter dem Titel „Zinsen lassen Menschen verarmen“ die eigentliche Grundfrage unseres Wirtschaftsmodells. Kann das Modell rational überhaupt funktionieren? Prem stellt dazu die Arbeit des Mathematikers Jürgen Kremer vor. Kremer hat ein Computermodell über die Zinsfrage entwickelt und vergleicht das zinsbasierte Wirtschaftssystem, das die meisten Ökonomen und Politiker mit schier unglaublichen Geldsummen über die gegenwärtige Krise in die Zukunft retten wollen, mit einem durch die Zinsbelastung überladenen, also sinkenden, Schiff.
Auf Merkur Online gibt es nun eine spannende Debatte zu diesen Hintergründen der aktuellen Wirtschaftskrise. Leser aus Alling, Hallbergmoos, Grünwald oder Geretsried diskutieren was – aus ihrer Sicht – wirklich in den letzten Jahren in New York, Dubai oder London an den Finanzmärkten passiert ist. Im Mittelpunkt steht aus Sicht dieser Kommentatoren die Frage nach dem Zins, angenehm befreit von einer ideologischen Tonierung und eher im Sinne nüchterner Wissenschaft präsentiert.
„Um diesen Zins-Und-Zinseszins-Effekt zu verstehen, muss ich nicht Experte sein“ schreibt ein Leser. „Wer in Mathematik aufgepasst hat und noch ein wenig nachdenkt, kommt zu dem Ergebnis, dass dieses Geldsystem nicht funktionieren kann.“ Und – ganz im Sinne der Einsichten des berühmten Aristoteles, schließt er: „Geld sollte nicht durch sich selbst verdienen.“
Natürlich wird im tiefen Bayern ansonsten eher Silvio Gesell und weniger der Koran zitiert.
Doch finden sich in den Leserbriefe einige lesenswerte, konstruktive Ansätze. Interessant ist zum Beispiel ein struktureller Hinweis eines Lesers: „Die Patentlösung besteht darin, der Federal Reserve Bank (FED), die in Privatbesitz stehende Zentralbank der USA – eine Privatinstitution mit dem Recht, Geld drucken und über die Geldpolitik zu bestimmen – die Geldschöpfung aus dem Nichts zu entziehen und dem Staat der USA, sowie allen anderen Staaten eigenverantwortlich zu übertragen.“
Die Schlussfolgerung ist dann – und das ist ja bei dem Gerede über den angeblichen Untergang der Wirtschaft nicht unwichtig – eher optimistisch:
„Mit einem Schlag wären damit alle zinsverursachenden Armuts- und Wirtschaftsprobleme gelöst, die Weltwirtschaft von einem privaten Finanzsystem unabhängig und für Generationen ein stabiler Geldwert bei einem freien und fairen Wettbewerb garantiert. Alle Staaten der Welt könnten dann mit einem maximalen Steueraufkommen von etwa 10 Prozent der zu versteuernden Einkommen alle anfallenden Verwaltungsaufgaben zur höchsten Zufriedenheit und zum Wohle ihrer Bürger erfüllen.“