Die Reaktion von uns Muslimen auf das Phänomen Terrorismus darf nicht – wie manche Medien vorschlagen – die Flucht in ein anderes Extrem sein, sondern muss vielmehr in der Wiederbelebung unserer innerislamischen Debatten auf Grundlage des Pluralismus der anerkannten Rechts- und Denkschulen bestehen. Ihre Praxis war und ist, dazu braucht es keinen besonderen „Liberalismus“, die völlige Negierung von Terrorismus. Hier müssen wir in unseren Gemeinschaften konsequent sein und auch jede Form eines „islamischen“ Ausnahmerechts, wie sie beispielsweise in Palästina toleriert wurde, ablehnen.
Weder auf der Grundlage „alles ist verboten“, noch mit der Maxime „alles ist erlaubt“, lässt sich dauerhaft eine echte Gemeinschaft bilden. Wir müssen wieder lernen, unseren Islam auf der Basis einer nachvollziehbaren Lehre weiterzugeben. Hierzu gehört auch bei Themen herausragender Bedeutung, die anderen Gelehrten und anderen Schulen zu hören – natürlich mit dem Bewusstsein, dass wir selbst Recht haben wollen, aber unter Umständen auch die andere Seite Recht hat. Nur Ideologen weisen die Berechtigung jahrhundertelanger erprobter Tradition und Weisheit zurück.
Das Miteinandersein der Muslime, auf der Grundlage einer lebendigen Lehre, ist in sich Schutz gegen Sektierertum und Wahn sowie die Gewähr, Maß zu halten und den mittleren Weg einzuschlagen. Nicht zuletzt ist es auch die echte Praxis der Zakat, die Einzelgänger, Störenfriede und Besserwisser, aber auch den ewigen Heimatlosen, aus der Gemeinschaft ausgrenzt. In Zeiten großer Not, die beispielsweise Flüchtlingsströme andeuten, ist die lokale Verteilung der Zakat ein wichtiger Beitrag für den sozialen Frieden in unserem Land.
Bei allem Respekt für die Aktivitäten an unseren Universitäten: Das einfache Einmaleins des Dins muss möglichst jede® Muslim(a) beherrschen. Nur so sind wir gewappnet, die berechtigten Fragen der Mehrheitsgesellschaft vor unserer Tür zu beantworten. Fehlen uns Antworten, müssen wir uns auf den Weg machen zu denen, die es wissen.
In Zeiten der Krise müssen wir die Gemeinsamkeiten betonen. Hierzu gehört auch die Anerkennung der anderen Beiträge; vor allem immer dann, wenn sie dem Wohl der Gemeinschaft der Muslime gewidmet sind.
Keine Gemeinschaft der Welt kann überleben ohne die aktive Beteiligung von Frauen und der Jugend. Flüchten sie, ist der Untergang gewiss. Die Qualität unserer Arbeit zeigt sich darin, wie wir unsere Mitmenschen gewinnen. Bekommen unsere Nachbarn dagegen Angst vor dem Islam, muss der Fehler in uns wohnen. Wir müssen gemeinsam die drohende Leere überwinden, die ein Leben im Rückzug, in der Vereinzelung oder in der Passivität verspricht.