Es gibt wohl kaum eine Stadt in der Welt, die in den letzten Jahrzehnten so radikal ihr Erscheinungsbild verändert hat wie Dubai. Schon der Anblick der Gigantomie der neuen Flughafenhalle, lässt den guten alten Frankfurt Airport im Rückblick provinziell erscheinen. Im Jahr 2017, wenn es denn sein soll, wird sogar ein neuer, größerer Großflughafen „The World“ gebaut. Der Expansionswille Dubai zu einer Drehscheibe der konsumierenden und handelnden Weltbevölkerung zu machen, wurde allein durch die Finanzkrise etwas der Schwung genommen. Die Befürchtung man habe auf Sand gebaut, lässt sich auch hier nicht ganz aus den Köpfen der Investoren verbannen.
Auf dem Weg nach Abu Dhabi erscheinen am Wegesrand, unübersehbar, die Monumente der globalen Dienstleistungsindustrie und die Angebote der lokalen Touristikbranche: eine in Stahl gehüllte Skipiste, unzählige Einkaufszentren, hunderte neue Hochhäuser und – bald fertiggestellt – eine futuristische, voll-klimatisierte Straßenbahn. Auf „The Palm“, mit einer sechsspurigen Autobahn erschlossenes Ferienidyll, auf einer der neu geschaffenen künstlichen Inseln, hat Stargast Kylie Monogue neulich eines der größten Hotels der Welt – mit dem allerdings etwas pessimistisch anmutenden Namen „Atlantis“ eröffnet.
In den Zeitungen und im Fernsehen ist aber die Suche nach einer neuen Identität spürbar. Es soll in dem Wüstenstaat nicht nur immer mehr Beton und Gewinnchancen, sondern auch mehr Bücher, mehr Kunst und mehr Austausch geben. Auf der Abu Dhabi Buchmesse präsentieren wir so, als einer von 637 Ausstellern aus aller Welt, die neue Ausgabe unsers Magazins „Globalia“. Das Magazin reflektiert über und hofft auf ein tieferes, verstehendes Verhältnis zwischen Europa und der islamischen Welt, als deren Bindeglied und Essenz wir uns als europäische Muslime sehen.
Nicht ganz zufällig ziert das Titelbild unserer aktuellen Ausgabe ein, sich vor dem warmen Ockerton einiger Wüstendünen, abhebender Falke. Die Muslime Arabiens sind seit Jahrhunderten von der Schöpfung dieser wunderbaren Tieren fasziniert. In einem Artikel des Magazins, wird die Geschichte Friedrich des II erzählt, der durch seine Bewunderung für die majestätischen Tiere, von der Präzision ihres Sturzfluges, bis hin zu dem Sinnbild ihrer nach oben kreisenden Flugbahnen, die Falknerei in Europa ja berühmt machte.
In der Wochenendausgabe des „The National“ geht es auch um Falken.
Die Regierung versucht seit einigen Jahren das Wissen und die Kultur, die mit diesen Geschöpfen zusammenhängen, zu retten. Was ist für den Mensch schon der kalte Stahl eines Porsche gegen einen Blick auf die Anmut dieser Tiere? Nick Fox, Vizepräsident des UK Hawk Boards, wird wie folgt zitiert: „Abu Dhabi kämpft um seine Identität in einer sich rasant entwickelnden Welt. Die Falknerei ist eine der wenigen Überbleibsel der traditionellen Kultur, die im Abu Dhabi des Jahres 2009 noch lebendig ist. Noch immer gehen Männer, quer durch alle Schichten, jagen.“
Die UN soll jetzt überzeugt werden, dass Artenschutz und kulturelles Erbe nicht im Widerspruch stehen. Zum Schutz vor dem illegalen Handel mit den Tieren wurden für die Vögel, die teilweise auch wieder freigelassen werden und auf der natürlichen Suche nach passendem Exil und Lebensraum sind, „Reisepässe“ ausgestellt.