„Allah hat den Handel erlaubt, aber das Zinsnehmen verboten“ (Sura al-Baqara, 275)
Was hat der Islam und seine Offenbarung zur Ökonomie zu sagen? Diese Frage wird relativ wenig diskutiert – sie ist aber in dieser Zeit des „digitalen Kapitalismus“ natürlich eine menschliche Schlüsselfrage. Der Islam beschäftigt sich traditionell mit den alten Fragen des gerechten Handels und der natürlichen Begrenzung ökonomischer Macht. Unter dem Titel „Bewegung gegen den Zins“ behandelt die Wochenzeitung „Die Zeit“ im nachfolgenden Text ein sehr islamisches und offensichtlich auch immer mehr aktuelles Thema : Das Verbot der Zinsnahme. Die Nahme von Zins ist im Islam kategorisch verboten.
In der „Zeit“ wird dieses Thema so betrachtet:
Wer Geld auf der Bank liegen hat, für den ist er ein Traum. Wer Geld von der Bank leihen muss, für den ist er ein Albtraum: der Zins.
Von Otmar Issing, dem Chefökonomen der Europäischen Zentralbank, schlicht als »Mietpreis des Geldes« bezeichnet, wird er von Kritikern als Einkommen ohne Arbeit, als »leistungslos erworbenes Geld« geschmäht, als Übel, das Wirtschaft und Gesellschaft ruiniere. Die Zinskritik ist eine der Wurzeln für die Bewegung der Regionalwährungen, und sie hat eine lange Tradition. Schon Aristoteles soll gewettert haben: »So ist der Wucher hassenswert, weil er aus dem Geld selbst den Erwerb zieht und nicht aus dem, wofür das Geld da ist. Denn das Geld ist um des Tausches willen erfunden worden, durch den Zins vermehrt es sich dagegen durch sich selbst. (…) Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur.«
Zinsen auf Kredite müssen bezahlt werden. So muss der Bund inzwischen für die Begleichung von Zinsen einen erheblichen Betrag aufbringen, ohne dass damit überhaupt auch nur ein Euro an Krediten getilgt wäre. Bürger wiederum müssen immer mehr arbeiten, um ihre durch den Zins beständig weiter wachsenden Schulden zu begleichen. Kritiker wie der Wirtschaftsanalytiker und Publizist Helmut Creutz sehen darin eine »zinsbedingte Einkommensumverteilung von der Arbeit zum Besitz«, aus der »das Überwachstum der Geldvermögen und damit wiederum der Verschuldungs- und Wachstumszwang resultiert«. Immer stärker, so die Kritik, müsse die Wirtschaft wachsen, um den durch Zinsen steigenden Schuldenberg begleichen zu können. An dieser Stelle weisen Zinskritiker auf den dadurch steigenden Ressourcen- und Umweltverbrauch hin. Der von den Zinszahlungen ausgehende Wachstumszwang müsse daher gestoppt werden. Hilfe verspricht eine einfache Formel: null Zinsen gleich null Wachstum gleich null Probleme.
Der für Initiatoren von Regionalwährungen wesentliche Kritikpunkt ist der durch Zinsen verursachte Liquiditätsstau. Wer Geld horten, es anlegen und dadurch neues Geld verdienen kann, gibt es nicht aus. Wer aber sein Geld nicht ausgibt, kauft keine Waren und Dienstleistungen und blockiert damit die Konjunktur. Schon vor gut 80 Jahren wies der Konjunkturforscher und Geldreformer Silvio Gesell darauf hin, dass einige wenige auf Kosten vieler dem Wirtschaftskreislauf Geld entziehen und es horten, um von Produzenten und Konsumenten »Geld zu erpressen«.
Gesell wollte dieses geschmähte Einkommen daher durch einen periodischen Wertverfall der Scheine – ähnlich wie bei Frischware – eindämmen. Kredite würden so kaum Zinsen bringen, das Geld in den Wirtschaftskreislauf einfließen und die Konjunktur ankurbeln. Es ist diese Idee, »Geld rosten« zu lassen, die vielerorts den Anstoß zur Einführung einer Regionalwährung, parallel zur gesetztlichen Währung und gepaart mit einem automatischen Wertverlust, gibt.