Die unabhängige Pariser «Monde» stellt am Mittwoch die Russlandpolitik des Westens in Frage:
«Die Realpolitik, die dem Westen diktiert, sich jeder Kritik am Herren im Kreml zu enthalten, ruht auf der Überzeugung, dass Russland immer noch ein Großer ist. Das ausgedehnteste Land der Erde hat zwar demographisch wie ökonomisch Kraft verloren: Seine Wirtschaft ist heute gerade mal so groß wie die niederländische. Doch es verfügt noch über zahlreiche Atomwaffen und hält einen der fünf ständigen Sitze im UN-Sicherheitsrat. Im weltpolitischen Spiel zählt Moskau noch. Die zweite russische Verlockung liegt in der Energie. Mit seinem Reichtum an Öl und vor allem Gas ist Russland vor Saudi-Arabien zum weltgrößten Produzent fossiler Brennstoffe geworden. (…) Geopolitische Erwägungen, Petrodollar und Solidarität gegen den „terroristischen Feind“ geben dem Kreml freie Hand. Nach der Geiselnahme von Beslan hat Putin „keinen Zweifel“ an seiner Tschetschenienpolitik. Vor denen, die eine Öffnung hin zum Dialog erhofft haben, schließt er die Tür und kündigt „neue Methoden“ an, deren Brutalität man sich – leider! – vorstellen kann. Bis wohin will die westliche Diplomatie ihm noch folgen?»