Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

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Blockmedien

Aufregung im Internet. Seiten wie „Fefes Blog“ hatten bemerkt, dass die ARD in den Tagesthemen ein Putin-Interview, ursprünglich 27 Minuten lang, auf etwa 10 Minuten gekürzt hatte. Ziemlich merkwürdig war auch, welche Passagen wegfielen. Für deutsche Verhältnisse war Putin in dem ARD-Interview nicht nur ziemlich ausgesprochen, er sprach auch – wie das folgende Zitat zeigt – grundsätzlich heikle geopolitische Themen an:

Wenn Sie erlauben, dann sage ich, was ich darüber denke. Es gab die Sowjetunion und den Warschauer Pakt. Und es gab die sowjetischen Streitkräfte in der DDR, und man muss es ehrlich zugestehen, das waren Okkupationskräfte, die nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in Ostdeutschland geblieben sind unter dem Deckmantel der Koalitionsstreitkräfte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion, des Warschauerpaktes sind diese Okkupationskräfte weg. Die Gefahr von Seiten der Sowjetunion ist weg. Die NATO aber, die amerikanischen Streitkräfte in Europa sind immer noch da. Wofür? Um Ordnung und Disziplin in den eigenen Reihen zu halten, um alle Koalitionspartner innerhalb eines Blocks zu halten, braucht man eine außenstehende Gefahr. Und Iran ist da nicht ganz passend für diese Rolle. Man will daher einen Gegner wiederauferstehen lassen und dieser soll Russland sein. In Europa jedoch fürchtet uns niemand mehr. (Vladimir Putin im gekürzten ARD-Interview)

Seit Tagen zeigt sich an der Abhandlung des Georgien-Themas die ganze Kluft der „Wahrheitsfindung“ der Blockmedien. Für jeden Intellekt schmerzlich einseitig bleibt die aufgesetzte Eintönigkeit der „Block“-Politik. Auf der jüngsten EU-Konferenz blieb Georgien, das immerhin einen Angriffskrieg startete, praktisch von jeder Kritik ausgenommen. Aus Putins Sicht hört sich die Rolle des „demokratischen“ Georgiens ganz anders an:

Wissen Sie denn nicht, was sich in Georgien die letzten Jahre abgespielt hat? Rätselhafter Tod des Ministerpräsidenten Shwania, Niederschlagung der Opposition, physische Zerschlagung von Protestmärschen der Oppositionellen, Durchführung der Wahlen während eines Ausnahmezustands, und jetzt diese verbrecherische Aktion in Ossetien mit vielen Toten. Und da ist natürlich ein demokratisches Land, mit dem ein Dialog über die Aufnahme in die NATO oder gar EU geführt werden muss.

Es war interessant zu beobachten, wie sich in den letzten Tagen die öffentliche Meinung – zunächst geschockt über den georgischen Angriff – schließlich zu Gunsten Georgiens drehte. Das westliche Denkmodell beruht auf einer gewissen Unangreifbarkeit, da alle Maßnahmen westlicher Politik und ihrer Alliierten – wenn auch in ferner Zukunft – zum allgemeinen Triumphzug der Menschenrechte und grenzenlosem Wohlstand führen sollen. Was schert also, was heute wirklich ist, im verklärten Lichte dessen, was eines Tages sein soll?

Im Hintergrund geht es bei der Wahrheitsfindung in den Medien recht profan zu. Es riecht nach Geld und nach der Privatisierung von Wahrheit. Die französische Internetseite „Intelligence Online“ berichtet über den beträchtlichen Aufwand, den die georgische Regierung beispielsweise zur Verbreitung ihrer „Wahrheit“ betreibt. Firmen wie Orion Strategies LLC in den USA, die von einem außenpolitischen Berater des US-Präsidentschaftskandidaten McCain geleitet wird, haben seit 2004 die georgische Position mit gut bezahlten Aufträgen in die Medien gebracht. In diesen Tagen verdienen diese Firmen gutes Geld. Diese Medienagenturen beeinflussen zunehmend die öffentliche Meinung in aller Welt.

Sollte die Schlacht um die Meinungshoheit in den Medien wirklich vor allem eine Frage des Geldes sein, dann könnte eine Meldung auf der Onlineseite der russischen „Kommersant“ Bedeutung bekommen. Dort heißt es nüchtern, dass Russland zu den 10 größten Gläubigern der USA gehören.