Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Abu Bakr Rieger

Islam, Finanztechnik, Recht & Philosophie

Genug?

Genug von hektischen Großstädten? Neben den großen Metropolen wie Berlin, Paris oder London sind es vor allem auch die kleineren Städte, die den besonderen Charme der unterschiedlichen Kulturräume Europas ausmachen. Im Südwesten Deutschlands gibt es ein berühmtes Beispiel dafür: die Stadt Freiburg. Inmitten der schönen Region Breisgau-Hochschwarzwald leben heute 215.000 Menschen, darunter etwa 30.000 Studenten. Im Sommer ist die Stadt an dem Flüsschen Dreisam zwar vielbesuchte Touristenattraktion, bietet aber dennoch viel Ruhe und süddeutsche Gelassenheit.

Von Freiburg aus lassen sich auch andere sehenswerte Städte im „Drei-Länder-Eck“ wie das schweizerische Basel oder das französische Colmar besuchen. Mit dem Flughafen in Freiburg-Basel ist die Stadt auch an das internationale Flugnetz angeschlossen.

Die Spuren ihrer dramatischen Geschichte sind in der alten Stadt überall sichtbar. Im Zentrum befindet sich das imposante Münster – wie im Mittelalter üblich mit Ausrichtung nach Jerusalem – und der gepflasterte Marktplatz. Als am Abend des 27. November 1944 die britische Royal Air Force Freiburg bombardierte, fanden 3000 Bürger den Tod, die gesamte Altstadt war zerstört, nur das Münster blieb stehen. Das Münster ist natürlich nach wie vor das berühmteste Bauwerk und Wahrzeichen der Stadt. Sein 116 Meter hoher Turm zählt zu den Meisterleistungen gotischer Architektur, weshalb der Basler Schriftsteller Carl Jakob Burckhard ihn auch den „schönsten Turm der Christenheit“ genannt haben soll.

Heute ist der historische Marktplatz und sein bekannter Wochenmarkt, mit dem ungewöhnlichen Blick auf die Wälder der Umgebung, der alte, pulsierende Mittelpunkt der Metropole. Auf dem Wochenmarkt mit seinen Regionalprodukten hört man das typische Dialekt der Region, das Alemannische. In den Gassen um den Platz – immer begleitet von in Stein gefassten Wasserläufen, dem alten Reinigungssystem der Stadt, befinden sich attraktive Läden und ungewöhnliche Shops. Wenn es noch die typische deutsche Gemütlichkeit gibt, dann kann man sie hier in der Altstadt erleben.

Nicht nur die Stadt selbst ist sehenswert, sondern auch ihre Umgebung, mit kleinen Dörfern, den Höhenzügen des Schwarzwaldes und dem berühmten Titisee. Wer nicht weit fahren will, kann auch einfach mit der Seilbahn auf den Hausberg Freiburgs fahren, dem 1284 m hohen Schauinslandgipfel. Von dort aus hat man eine wunderbare Sicht auf die malerische Umgebung von Freiburg. Die ausgezeichnete Küche in der Region ist von französischen Einflüssen geprägt. Im benachbarten Glottertal befinden sich zahlreiche Hotels und bekannte Gourmet Restaurants.

In Freiburg befinden sich mehrere Hochschulen mit insgesamt knapp 30.000 Studenten. Die im Jahr 1457 gegründete Albert-Ludwigs-Universität ist eine der ältesten und renommiertesten Hochschulen Deutschlands, mit etwa 20.000 Studenten. In den frühen 70er Jahren entstand im Umfeld der Universität eine ökologische und technikkritische Bewegung. Studenten, Bürger und Bauern aus der ganzen Region verhinderten in den 70er Jahren gemeinsam den Bau eines Atomkraftwerkes am Kaiserstuhl, einem ehemaligen Vulkan, der am Rhein liegt. Die Enttäuschung war allerdings groß, als im gegenüberliegenden französischen Fessenheim ein noch größeres Kernkraftwerk gebaut wurde. Die Stadt gilt seither als Innovationszentrum für alternative Energien wie die Solarenergie. Die Frage nach der ökologischen Zukunft des Menschen bleibt ein wichtiges Thema.

Das Umweltkonzept der Stadt, der aktuelle Oberbürgermeister gehört der deutschen Alternativpartei, die GRÜNEN an, gilt als vorbildhaft. Wer mit dem Auto in die Stadt will benutzt besser das Fahrrad oder das ausgeklügelte Straßenbahnsystem. Überhaupt ist der Umweltschutz, wie überall in Deutschland, auch hier ein ganz großes Thema. Um den lokalen Klimaschutz weiter voranzutreiben, setzt sich die Stadt ehrgeizige Ziele: Bis zum Jahr 2030 sollen die CO2-Emissionen in Freiburg um mindestens 40 % reduziert werden. Ein 12-Punkte-Plan beinhaltet die wichtigsten Schwerpunkte der städtischen Klimaschutzpolitik in den nächsten zwei Jahren.

Seit Jahrhunderten genießen die Menschen das milde Klima des Oberrheines. Schon die Römer wussten schon eine andere Attraktion des Rheintales zu schätzen. Die warmen Quellen, die heute in berühmten Bädern wie Badenweiler, Baden-Baden oder Badenweiler zu finden sind. Das Keidel Mineral-Thermalbad Freiburg, am Stadtrand gelegen, ist in seiner Art einzigartig in der Region. Auf 1.800 qm Wasserfläche erlebt man einen warmen Naturbadesee, eine Saunalandschaft ein Erlebnisbecken mit Strömungskanal und Sprudelliegen im Mineral-Thermalbad. In der Umgebung des Bades haben sich einige Kliniken mit modernster Medizintechnik angesiedelt.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde die Stadt durch ihre philosophische Lehrer berühmt, Husserl begründete die Phänomenologie und sein Schüler, Martin Heidegger gilt gar als wichtigster Philosoph des 20. Jahrhunderts. Heideggers Werk gilt als Versuch die Einheit, als Grundgedanke des Denkens, in die deutsche Philosophie zurückzugewinnen. Seine und andere Werke der deutschen Dichter und Denker kann man in der kleinen, aber feinen Buchhandlung „Zum Wetzstein“ in der Salzstraße erwerben. Hier findet sich das Gesamtwerk Heideggers, dass dutzende Bände umfasst. Einige unveröffentlichte Bände des Jahrhundertdenkers werden immer noch, in bestimmten Abständen, neu herausgegeben.

Sein berühmtestes Buch, Sein und Zeit, hat der Jahrhundertdenker in der Nähe Freiburgs, in Todtnauberg geschrieben. Das kleine Bergdorf wurde durch die „Hütte“ berühmt, einem kleinen Ferienhaus, in dem sich Heidegger für das Denken, oft wochenlang, zurückzog. Heute kann man auf einem beeindruckenden Rundweg die Schauplätze seines Denkens besuchen und nicht nur die typische Atmosphäre genießen, sondern auch auf Tafeln die wichtigsten Bezugspunkte und Grundgedanken des Denkers kennen lernen. Heidegger selbst folgte keinem Ruf in die große Welt und zog es zeitlebens vor im Schwarzwald, in der Provinz, zu leben. Wenn man hier war, versteht man warum.

In Freiburg leben übrigens auch einige Muslime, vor allem Studenten. Nicht besonders prächtig ist ein kleines Gebäude in der Nähe des Bahnhofs. Hier, in einem schmucklosen kleinen Haus, versammelt sich die kleine muslimische Gemeinde zum Freitagsgebet. Mittelfristig gibt es aber auch hier Pläne. Man will zwar kein prunkvolles Gebäude, aber eine echte kleine Moschee mit einem Minarett, das würde – so meinen die Muslime hier – gut in die Stadt passen. Die Stadt Freiburg hat das Problem bereits erkannt und sucht bereits nach einem passenden Grundstück. Zu überlegen wäre nur noch, wie die neue Moschee architektonisch an die Stadt angepasst werden könnte.