„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Das alte deutsche Sprichwort gehört zum Gemeingut für alle, die hier leben. Die Organisation eines Marktes dient nicht nur dem Handel zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, es ist auch eine segenswerte Handlung an sich. Schon in Medina war Moschee und Markt ein Sinnzusammenhang. Statt immer nur Theorien auszutauschen, mit Meinungen zu handeln oder die Debatten zu nähren, tut es gut, einmal einen Besen in die Hand zu nehmen, Essen zu verteilen oder herzliche Einladungen an die Nachbarschaft zu vermitteln. Bei den Vorbereitungen für den ersten Markt der bosnischen Moschee in Köln waren diese einfachen Handlungen gefordert, auch um berechtigte Skepsis, ob man den zu den Muslimen gehen solle, zu überwinden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Ja, so lautet das wichtigste Ergebnis, die Moschee kann, wenn sie über einen entsprechenden Raum verfügt, in einem positiven Kontext zur Nachbarschaft stehen. Einen Vorhof der Begegnungen, des Austausches bilden. Diese Art des Dialogs kann beide Seiten nicht nur bilden, sondern auch grobe Vorurteile übereinander schnell und leicht ausräumen. So hatten zum Beispiel nichtmuslimische Händler eine eindrucksvolle Art der Gelassenheit, Unbill wie Regen oder eher relativ leere Kassen mit Leichtigkeit wegzustecken, ganz dem sufischen Bild entsprechend, bei Regen oder Sonne immer gleich zufrieden zu sein.
Auf der anderen Seite waren die HändlerInnen beeindruckt von bosnischer Fröhlichkeit und Gastfreundschaft, einer Atmosphäre, die weniger oder nicht nur durch kommerzielle Interessen, sondern auch durch die Freude des Zusammenseins und der kurzweiligen Überwindung von Gegensätzen geprägt war. Man kann, glaube ich, dies zu Recht die beginnende Erfahrung von Gemeinschaft nennen, die nur durch gemeinsames Handeln entstehen kann und einen angemessenen Ort braucht.
Der echte Markt, vor allem wenn er dem eigentlichen marktwirtschaftlichen Ideal und dem islamischen Gebot folgt und den Händlern kostenfreien Zugang gewährt, hat heute natürlich, oder besser unnatürlich, einen schweren Stand. Es ist so, Aldi Süd und Aldi Nord, Plus oder Karstadt haben im Vergleich zu der Schar der Händler in Deutschland ein vielfaches an Kapitalkraft. Dennoch hat der Markt, den Menschen und nicht AG´s bilden und ein Ort der Begegnung ist, seinen tiefen Sinn.
Echte Handlungen lehren und verbinden die Gesetze des Sichtbaren mit denen des Unsichtbaren. Das Gebet und der Handel gleichen sich darin, dass, wenn es aufrichtig betrieben wird, der Segen geradezu gewiss ist. So hat mein kleiner Sohn sich am Tag des Marktes ausnahmsweise für den Handel, für die Moschee, seinen kleinen Stand mit Süßigkeiten und damit gegen seine Fußballtermine entschieden. Am Abend war er um eine Erfahrung, einige neue Freunde und ein Taschengeld reicher. Das war schön, auch dass er fand, dass dies kein Zufall ist.