Die Welt der Politik ist voller Wunder und Überraschungen. Das gilt auch für eine Politik, die sich mit dem Adjektiv „islamisch“ verklärt. Carl Schmitt hat behauptet, das Wesen der Politik sei die Unterscheidung zwischen Freund und Feind. Die palästinensische Hamas hat diese Kernbehauptung moderner Politik zweifellos ideologisch und radikal umgesetzt. Bis hin zum modernistischen Postulat, eine Welt nach der Vernichtung der Feinde sei eine bessere Welt.
Das Gefängnis Palästina, mit all seinem menschlichen Leid, von einer Seite mit einer israelischen, von der anderen mit den Mauern der arabischen Brudervölker umgeben, gab dazu die idealen ideologischen Voraussetzungen. Im Ergebnis bildet sich nun wohl ein palästinensischer Staat, der sich auf der politischen Seite auf die Idee von Rasse, Nation und Raumbeherrschung gründen will, auf der ökonomischen Seite auf Verschuldung. Der Weg zum Frieden erfordert aber einen Nomos, der ökonomische und nationale Grenzen auflöst und eine jüdische oder arabische Siedlung in guter Nachbarschaft akzeptieren kann.
Politik vergeht, Recht und Unrecht bestehen. Das gilt für alle Seiten. „Es ist wichtig, festzustellen, dass wir gerne bereit sind, mit jeder Regierung zusammenzuarbeiten, falls diese mit friedlichen Mitteln arbeiten will“, sagte EU-Außenkommissarin Ferrero-Waldner. Die Hamas steht seit zehn Jahren auf der Schwarzen Liste der EU für Terror-Organisationen. Diplomaten deuteten nun an, dass die EU ihre aktuelle „Bewertung“ nun flugs ändern könnte, falls Hamas dem Terror abschwört. Wir sehen nun den Pendelschlag der politischen Dialektik, vom Kampfanzug in den Nadelstreifenanzug. Von der Schuld des illegitimen Mordens zur Legalisierung der Verschuldung. Ist das Frieden?
Die Strategie der Selbstmordattentate ist und war islamisch inakzeptabel. Wer das islamische Recht der politischen Machenschaft unterordnet, bleibt für viele Muslime ein unberechenbarer Faktor. Die Zeichen sind die Alten. Es wird sich zeigen, ob die „islamische“ Hamas die alten Stiftungen im Land entpolitisiert und die Zakat etabliert. Wie bei jedem politischen Modell sind es die Stiftungen und die Zakat, die über die Authentizität einer islamischen Bewegung aufklären. Geht es um Macht oder Dienen? Politisch hat die antiquierte Hamas sowieso den Kampf um die Freiheit missverstanden, er ist heute die Fortsetzung der Ökonomie mit anderen Mitteln.