Leider gibt es auch in Deutschland Fälle der Zwangsheirat muslimischer Frauen oder Fälle körperlicher Gewalt gegen Muslimas. Im Islam und bei der absoluten Mehrheit der Muslime gelten diese Praxis als absolut verboten und verpönt. Dennoch muß man als einfacher Muslim sich immer wieder höchstkritische Fragen zum Verhältnis des Islam zu Frauen anhören. Es ist aber an der Zeit auch einmal kritisch zurückfragen, wie es in der kapitalistischen Gesellschaft mit der Freiheit der Frau steht. Die Welt ist ja bekanntlich ein Spiegel.
Die Konsumgesellschaft und ihrer Doktrin von Angebot und Nachfrage sind Zwangsverhältnisse allerdings nicht gerade fremd. Mitten im Abendland und mitten in Europa ist der Frauenhandel ein Milliardengeschäft. Auf Spiegel Online liest man über zarte Versuche gegen dieses moderne Sklaventum vorzugehen. Wie aber den „modernen Sklavenmarkt“ bekämpfen? „Es ist noch nicht einmal klar, wie viele Frauen angeboten und verkauft werden. Das US-amerikanische Justizministerium nennt 600.000 bis 800.000 Menschen, die jährlich weltweit über Grenzen hinweg gehandelt werden, achtzig Prozent davon sind Mädchen und Frauen, in siebzig Prozent der Fälle handelt es sich um sexuelle Ausbeutung“ schreibt der Spiegel über die „Töchter des Kapitalismus“.
Komischerweise entgeht dem engmaschigen Sicherheitsnetz moderner Staaten dieser Handel und die Händler. Überhaupt gibt es wenig gesellschaftlichen Wiederstand gegen dieses unwürdige Schauspiel. Unzählige Frauen aus Osteuropa werden nach wie vor importiert und -wie jeder weiß – geschieht dies oft gegen ihren Willen. Bislang wurden nur die Zuhälter verfolgt. Jetzt will ein CDU-Bundestagsabgeordneter auch endlich die Freier strafrechtlich belangen, wenn sie mit Zwangsprostituierten Sex hatten. Das wäre ein erster Schritt, auch zu mehr Glaubwürdigkeit.
Das Problem macht aber auch nicht vor islamischen Staaten halt. Nur ein Beispiel über das Thema moderne Sklaven und neuartige Lager:
Menschenrechtsorganisationen in Malaysia kritisieren die Regierungskoalition Nationale Front für ihr Desinteresse am Schicksal Tausender Sexsklaven. Die Gruppen fordern ein gesetzliches Verbot des Menschenhandels und besseren Schutz für Zwangsprostituierte. Anders als ihre in der Regel straffrei ausgehenden Peiniger landen sie nach der Befreiung aus der Sexmaschinerie in Lagern und warten dort unter desolaten Bedingungen auf die Gelegenheit zu einer Aussage vor Gericht oder auf die Deportation in die Heimat.
Für Schlagzeilen sorgte im letzten November ein Hilfeschrei der 22-jährigen Zu Lian und fünf ihrer Leidensgenossinnen. Aus der Haft in einem der berüchtigten Lager für Migranten schrieben sie an das chinesischstämmige Regierungsmitglied Michael Chong und baten um Befreiung. Ihr Appell, mit dem eigenen Blut und einem Zahnstocher zu Papier gebracht, bewirkte, dass die jungen Frauen vor wenigen Tagen in ein Flugzeug nach China gesetzt wurden.
Hätte Chong ihre Belange nicht vertreten, wären sie bis zum Prozess gegen ihren früheren Arbeitgeber im September in Haft geblieben. Im April waren die Chinesinnen, die mit der Aussicht auf einen Job als Hausmädchen aus der südlichen Provinz Yunnan nach Malaysia gelockt worden waren, bei einer Razzia aus dem Bordell befreit worden, in dem sie für sieben Monate festgehalten wurden. Vorangegangen war das klassische Versprechen auf einen gut bezahlten Job als Hausmädchen, der in der Zwangsprostitution endete.
Nach einem neuen Bericht der malaysischen Menschenrechtskommission SUHAKAM geraten nicht nur Chinesinnen in diese Falle. Die Organisation hat bei Besuchen in den Deportationslagern und Haftanstalten ebenso Frauen aus Burma, Indonesien, der Mongolei, Thailand, Usbekistan und Vietnam interviewt.
„Diese Frauen werden als illegale Einwanderer und für Arbeit ohne die entsprechende Erlaubnis schwer bestraft, Menschenhändler, Zuhälter und Kunden aber, die sich der schlimmsten Verbrechen schuldig machen, kommen straffrei davon“, sagte der SUHAKAM-Vorsitzende Abu Talib Othman bei der Präsentation des 160 Seiten starken Berichts. „Wir fordern die Regierung auf, ihr Versprechen zum Aufbau einer gerechten Gesellschaft einzulösen und die Täter zu bestrafen.“ Nach Auffassung der Organisation sollten 30 Jahre Haft, das Mindeststrafmaß für Menschenhändler sein und der Sextourismus verboten werden.
Der Bericht zitiert den Fall etlicher 19-jähriger Mädchen aus China, die im letzten Jahr aus einem Bordell befreit wurden und sofort in Haft gerieten, während keiner der 261 Kunden, die sich zur Zeit der Razzia bei ihnen bedienten, belangt wurde. „In Malaysia operieren das Rechtssystem, die Polizei und die Einwanderungsbehörde gegen die Opfer des Menschenhandels“, unterstrich der SUHAKAM-Chef.
Wie er weiter betonte, deckt keines der existierenden Gesetze in Malaysia das Verbrechen Menschenhandel wirklich ab. „Was wir haben ist Stückwerk“, so der Menschenrechtler. Er fordert ein Gesetz, das dem komplexen Phänomen Menschenhandel gerecht wird. Sein Kollege Raja Abdul Karim hält ein Identifikations- und Schutzsystem für notwendig, das dafür sorgt, dass Frauen wie Zu in der Haft als Opfer behandelt und nicht weiter missbraucht werden.
Dem kann sich Irene Fernandez, Leiterin der Migrantenhilfsorganisation TENAGANITA, nur anschließen. „Wir brauchen ein Gesetz, das Frauen absichert und ihnen Respekt, eine faire Behandlung vor Gericht und Rechtsschutz garantiert“, sagte sie in einem Gespräch mit IPS. Auch sie weiß von schwer traumatisierten Frauen zu berichten, deren Lage in der Haft nach einer vermeintlichen Befreiung aus der Zwangsprostitution immer schlimmer wurde.