Muslim zu sein hat nicht wirklich mit dem Gegensatz modern – mittelalterlich zu tun. Die in Deutschland lebenden Türken werden heute laut einer Untersuchung des Essener Zentrums für Türkeistudien immer religiöser. Im vergangenen Jahr hätten sich 71 Prozent von ihnen als religiös bezeichnet – 14 Prozent mehr als im Jahr 2000, berichtete das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Mit einem Anstieg von 8 auf 20 Prozent noch stärker gewachsen sei die Zahl derer, die sich als «sehr religiös» bezeichneten. Nicht Muslim zu sein ist also bei vielen „modernen“ Türken irgendwie „altmodisch“.
Die Popularität der islamischen Lehre nimmt bei jungen Leuten, Frauen und EuropäerInnen immer noch eher zu. Herauszufinden warum das so ist, gehört zu den geistigen Abenteuern dieser Zeit.
Die Öffentlichkeit für den Islam bleibt dagegen denkbar schlecht. Durchsuchungen und Kontrollen in Baden-Württemberg gegen den sogenannten „Hinterhofislam“ schüren Vorurteile. Mit der Aktion sollten vernetzte Strukturen des „islamistischen“ Extremismus und Terrorismus aufgehellt werden. Das Ergebnis wohl mal wieder eher Null. Zum kriminellen Verhalten in diesen Kreisen – so die Polizei – gehöre unter anderem das Einschleusen von Ausländern, Urkunden- und Passfälschung, Verstöße gegen das Ausländergesetz sowie Eigentumskriminalität und Geldwäsche. Die Verknüpfung von schmuddliger Kriminalität und Islam trägt so zu weiteren Verdunkelung des Begriffes „Islamismus“ bei. Moscheegänger in schwäbischen Kleinstädten werden längst mit Mißtrauen beobachtet.
Was hat eine kriminelle Tat Einzelner Indianer mit dem Islam überhaupt zu tun? Verdunkelungsgefahr herrscht dabei weiterhin bei den ganz offiziellen und weitreichenden Beziehungen Baden-Württembergs mit saudi-arabischen Kreisen. Der Islam bleibt also weiterhin ein Rätsel und die Frage an die Europäer „warum eigentlich über eine Milliarde Menschen diese Lebenspraxis vollziehen“ ist nach wie vor unbeantwortet.